KOMMENTAR | Familien machen glücklich: Auch sonst ist der Wert von Ehe und Familie für die Gesellschaft kaum zu überschätzen

Es gehört zu den ungelösten Paradoxien moderner Gesellschaften, dass die Institutionen von Ehe und Familie zunehmend fragiler werden, der freiheitliche Staat jedoch notwendig darauf angewiesen ist, dass sich Paare für Kinder entscheiden. Den Entschluss dazu fällen die potenziellen Eltern völlig frei. Damit legt der Staat, wie der Verfassungsrechtler Paul Kirchhof postulierte, seine eigene Zukunft in die Hände der freiheitsberechtigten Bürger. Eine ausgefeilte Familien-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik kann Rahmenbedingungen setzen, die den Entschluss von Paaren für Kinder und für Familie freundlich beeinflussen – zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bei den finanziellen Leistungen, in der Sozialversicherung und der Rente, der Qualität von Kitas und Schulen. Gemessen an der großen Bedeutung von Familien für die Gesellschaft ist trotz kleiner kontinuierlicher Verbesserungen der politische Handlungsbedarf weiter groß. Anlass dafür bieten zahlreiche, auch staatspolitische Gründe: Familien zu fördern ist ein unverzichtbarer Beitrag in die Zukunftssicherung des Staates, in das Fortbestehen umlagefinanzierter Leistungen wie der Rente, ist eine Investition in die sorgende Gesellschaft, also eine Stärkung all jener familiärer Strukturen, wo Menschen generationenübergreifend Verantwortung füreinander übernehmen, am Lebensanfang, bei der Erziehung von Kindern, in der Partnerschaft wie am Lebensende – ein Leben lang. 
Sich für die Solidargemeinschaft Ehe und Familie einzusetzen, ergibt sich für die Politik aus Vernunft und Verantwortung; für den Menschen ist sie die conditio humana, die unverzichtbare Grunddisposition schlechthin. In einer unübersichtlich werdenden Welt, die nicht wenige vereinzelt und einsam zurücklässt, steigt die Sehnsucht nach verlässlichen, dauerhaften und real-existierenden Beziehungen, jenseits der Anfechtungen fortschreitender Ökonomisierung, Globalisierung und Digitalisierung. Die kleinsten und stabilsten zwischenmenschlichen Einheiten einer Gesellschaft sind familiäre Beziehungen. Es sind auch immer noch jene, die uns Menschen, allen familiären Konflikten und Belastungen zum Trotz, immer noch am Glücklichsten machen. Ein Grund mehr, die Familie in den politischen Mittelpunkt zu stellen! 
 

Ulrich Hoffmann
Präsident des Familienbundes der Katholiken