KOMMENTAR | Wenn das Leben im Alltag zu teuer wird - wie kommen Familien durch die Inflation?

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Wenn es um Weihnachten geht, steht bei den meisten Menschen die Familie ganz oben: auf der Liste der zu Beschenkenden, der emotionalen Herausforderungen, der vorweihnachtlichen Beschäftigung, der Traditionen. Bereits in der Adventszeit begeben wir uns auf den Weg zum Kind in der Krippe, dem Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Mit dieser Mitte verbinden wir Hoffnung. Übrigens auch meine Hoffnung, dass wir die Kinder in die Mitte der Gesellschaft stellen. Damit Kinder nicht mehr von Armut betroffen sind, damit Kinder mehr am sozialen Leben teilhaben können, damit Probleme aus Kindersicht gesehen werden, damit sich etwas ändert. Denn dass jedes fünfte Kind in Armut aufwächst, ist zu viel in einem reichen Land wie Deutschland. Seit Jahren ändert sich an diesem Thema wenig, außer dass die Armut weiter steigt. Die Ansätze zur Armutsbekämpfung, die aktuell die Ampel verspricht, sind zahlreich. Die Kindergrundsicherung soll Kinderarmut lindern, indem sie Eltern beim Unterhalt ihrer Kinder unterstützt. Hier gilt es, eine faire Berechnung des Existenzminimums für Kinder und eine deutliche Erhöhung der Familienförderung zu erreichen. Außerdem sollen die Anreize zur Erwerbsarbeit gestärkt werden, u.a. über die (Weiter)bildung der Eltern. Beim Ausbau der Erwerbstätigkeit ist wichtig, dass ausreichend Zeit für die Familie bleibt. Doch vor allem im unteren Einkommensbereich sollte Erwerbsarbeit gezielt unterstützt werden. Denn die derzeitigen Belastungen verschärfen die Ungleichheiten zwischen den Familien und damit auch zwischen den Kindern. Besonders von Armut betroffen sind Alleinerziehende. Die Erhöhung des Unterhaltvorschusses durch die systematisch richtige, nur noch hälftige Anrechnung des Kindergeldes würde gezielt und nachhaltig wirken. Ein weiteres Problem: Trotz aller Entlastungspakete, die es nicht nur jetzt für Menschen in Deutschland gibt, reicht das soziale Netz nicht immer. Die Ausweitung der täglichen Arbeit wird die Not derer, die sie bei noch immer ausbaufähigen Betreuungsstrukturen leisten müssen, jedenfalls nicht lindern.
Die von der UN-Kinderrechtskonvention geforderte Chancengleichheit fängt auch vor unseren Haustüren an, wenn wir im guten Miteinander sind, sensibel die unterschiedlichen Nöte und Herausforderungen der verschiedenen Kinder sehen und diese ermutigen, neue Schritte zu gehen. Sie fängt auch in unseren politischen Debatten an, die wir gemeinsam führen sollten, damit die Strukturen für Teilhabe, Chancen und Freude entstehen.
 

Ulrich Hoffmann
Präsident des Familienbundes der Katholiken