Dramatischer Personalmangel in Kitas zeigt: Finanzmittel des „Gute-Kita-Gesetzes“ müssen verstetigt werden

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Berlin, den 28. März 2019 – Der Familienbund der Katholiken hält den durch eine aktuelle Studie belegten Personalmangel in Kitas für alarmierend und sieht die Politik in der Verantwortung. „Die Ergebnisse führen eindringlich vor Augen, in welch desolatem Zustand sich Kitas befinden“, kommentierte Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann die Studie heute in Berlin. „Für Kleinkinder unter drei Jahren kann fast nirgends die empfohlene Fachkraft-Kind-Relation von 1 : 3 erreicht werden. Das ist menschlich beschämend und bestürzend. So wird Deutschland weder seinem Nachwuchs noch den Eltern gerecht. Die Erziehung von Kindern muss uns weitaus mehr Wert sein. Auch für die Zukunft des Wissensstandorts Deutschland ist der Umfang des festgestellten Personalmangels in Kitas eine handfeste Blamage. Heute rächt sich, dass die Politik Kitas über Jahre vernachlässigt hat.“ In 95 Prozent der Kindergärten wird laut Umfrage unter den Kita-Leitungen die wissenschaftlich empfohlene Fachkraft-Kind-Relation unterschritten. Oft werde selbst die gesetzliche Betreuerquote nicht eingehalten. Das geht aus einer am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellten Studie des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) hervor.

 Die Ursache für den heutigen Zustand von Kitas sieht Hoffmann bei der Politik. „Neben einem eklatanten Lehrermangel hat es die Politik in der Vergangenheit auch auf fahrlässige Weise versäumt, ein ausreichendes Kontingent an Kitapersonal zu qualifizieren. Dabei betonen Experten seit langem: Kaum etwas ist besser prognostizierbar als die Zahl von Lehrern und Erziehern, die in Zukunft gebraucht und aktuell ausgebildet werden. Es ist menschlich bedrückend, dass die Leidtragenden dieses Politikversagens Kinder, Schüler und Eltern sind, aber auch Erzieher und Lehrer, die so unter unwürdigen Bedingungen oft am Rande der Belastbarkeit arbeiten müssen.“

„Der größte Nachteil des Gute-Kita-Gesetzes: die zeitliche Befristung“

Mit Blick auf das kurz vor Weihnachten vom Deutschen Bundestag beschlossene sogenannte „Gute-Kita-Gesetz“ sagte Hoffmann: „Es ist dringend geboten, dass die Bundesregierung 5,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kitaqualität zur Verfügung gestellt hat. Das ist gut, wenn auch spät. Die dafür nötigen Verträge zwischen Bund und Ländern müssen jetzt zügig geschlossen werden. Es zeigt sich aber einmal mehr: Die Betreuungsqualität bei dem Gesetz muss höchste Priorität haben, insbesondere Investitionen in qualifiziertes Personal. Andernfalls verfehlt das Gute-Kita-Gesetz sein erklärtes Ziel. Dazu gehört zuvörderst auch, die Anstrengungen für höhere Anreize für den Beruf des Erziehers massiv zu verstärken.“ 

Hoffmann erinnerte auch an den großen Nachteil des Gesetzes: die zeitliche Befristung. „Zwar fließen die im Gesetz zugesagten Finanzmittel bis zum Jahr 2022. Danach besteht aber die große Gefahr, dass die Geldquelle wieder versiegt. Wenn der eklatante Personal-mangel die Kitas in Zukunft nicht wie ein Bumerang treffen soll, ist eine Verstetigung der Finanzmittel für den qualitativen Ausbau von Kitas ganz entscheidend. Wie sonst sollen Kitaträger qualifiziertes Personal langfristig einstellen? Auf einem anderen Weg als den des Personalausbaus werden sich die Betreuungsschlüssel in Kitas nicht verbessern lassen“, betonte Hoffmann. Beitragsfreiheit, wie von einigen Bundesländern vorrangig verfolgt, sollte nach Hoffmanns Worten eher langfristig angestrebt werden. Nötig sei zunächst eine einkommensabhängige Staffelung der Elternbeiträge.


Eine ausführliche Stellungnahme zum Gesetzentwurf des „Gute-Kita-Gesetzes“ finden Sie hier auf der Website des Familienbundes der Katholiken.