Presseschau des Tages // 21.8.2020

· Presseschau

Der Deutsche Kinderschutzbund fordert eine Intervention von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zugunsten von Kindern in häuslicher Quarantäne. Es geht um Minderjährige, die selbst nicht mit dem Coronavirus infiziert sind, aber nach Kontakt mit einem Infizierten zu Hause bleiben müssen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Freitag) berichtet. Das Agieren der Behörden sei in diesem Zusammenhang bisweilen unverständlich, kritisierte der Kinderschutzbund. In mehreren Bundesländern waren Fälle bekannt geworden, bei denen Behörden Eltern aufgefordert hatten, teils erst wenige Jahre alte Kinder zu Hause möglichst vom Rest der Familie zu isolieren - "keine gemeinsamen Mahlzeiten", Aufenthalt in einem anderen Zimmer - und bei Nichtbeachtung mit einer zwangsweisen Absonderung der Kinder drohten. "Wir halten sowohl die räumliche Isolierung dieser Kinder von anderen Familienmitgliedern als auch die Androhung der Herausnahme von Kindern aus ihren Familien für unverhältnismäßig", sagte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, der Zeitung. Die Behörden berufen sich auf das Infektionsschutzgesetz des Bundes und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI), wie es hieß. "Es ist aus unserer Sicht an der Zeit, dass hier eine Klarstellung durch den Bundesgesundheitsminister erfolgt. Kinderrechte müssen auch in Quarantäne Vorrang haben", mahnte Hilgers. Die Region Hannover teilte auf Anfrage der Zeitung mit, dass allein dort seit Mitte Februar 910 solcher Quarantänebescheide an Eltern von Minderjährigen verschickt wurden. Die Region kündigte an, dass sie "an einer verständlicheren und angemesseneren Formulierung arbeitet". Der Landkreis Offenbach, der seit Anfang März ähnliche Schreiben verschickt, sieht hingegen keinen Grund zu einer Änderung der Praxis. "Wir ändern die Verfügungen nur, wenn sich die gesetzliche Lage ändert", sagte eine Sprecherin. Das RKI teilte der Zeitung mit, die lokalen Behörden hätten bei der Umsetzung der Empfehlungen "immer einen großen Ermessensspielraum". "Insbesondere wenn Kinder betroffen sind, gehen wir davon aus, dass Gesundheitsämter pragmatisch und mit Augenmaß vorgehen." Minister Spahn war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, hieß es. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)