Presseschau des Tages // 9.3.2020

· Presseschau

Im Vorfeld des Weltfrauentages (8. März) haben mehrere Verbände und Organisationen mehr Frauenrechte gefordert. Der Familienbund der Katholiken forderte am Donnerstag in Berlin bessere Arbeitsbedingungen insbesondere für Mütter. Die Politik dürfe Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen nicht nur wortreich beklagen, sondern müsse für gerechte Bezahlung sorgen. Zudem forderte der Verband eine "finanzielle Anerkennung gesellschaftlich und ökonomisch wertvoller Familienarbeit". Der größte katholische Frauenverband mahnte einen besseren Schutz von Frauenrechten an. "Frauen- und Menschenrechte sind die Basis der Demokratie", erklärte die Vorsitzende der katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil. Eine besondere Gefahr für die Rechte von Frauen gehe von Rechtspopulisten aus. Diese wollten eine Rückkehr zu "Geschlechterrollen, die Frauen in ihrer Freiheit einschränken und zu männlichem Besitz degradieren". Auch rechtsextreme Anschläge seien teils durch Frauenhass motiviert. Die internationale Gesellschaft für Menschenrechte forderte, weltweit alle Bürgerrechtlerinnen freizulassen. Die Weltgemeinschaft dürfte aus politischen Gründen inhaftierte Frauen nicht vergessen, so die Organisation. Die Aktivistinnen hätten sich gegen diktatorische Regime gestellt und dafür "mit ihrer Freiheit gezahlt". Auf mehr Engagement gegen sexualisierte Gewalt gegen Kinder drängte die Menschenrechtsorganisation World Vision. Weltweit seien rund 15 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Junge Mädchen gelte es besonders vor Kinderheirat zu schützen. "Jede Minute werden 23 Mädchen gezwungen, einen Mann zu heiraten, den sich nicht wollen", so Deutschland-Chef Christoph Waffenschmidt. Zwangs- und Frühheirat müsse verboten werden. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erinnerte an die Zeugung von Kindern bei Vergewaltigungen und die Folgen für die betroffenen Frauen und Kinder. Dies sei ein oft vergessener Aspekt. Betroffene werden laut der GfbV-Referentin für ethnische, religiöse und sprachliche Minderheiten, Lina Stotz, "massiv diskriminiert". Hier sei dringend eine Lösung nötig. "Mütter und Kinder werden derzeit gegen ihren Willen getrennt - oft ohne Chance, sich später je wiederzufinden", so Stotz. Die Menschenrechtsorganisation FIAN kritisierte, Frauen seien besonders oft von fehlendem Zugang zu Wasser betroffen. So müssten sie in Ländern des globalen Südens in acht von zehn Haushalten ohne Wasseranschluss für die Versorgung sorgen. Südlich der Sahara müssten Frauen etwa mehrmals täglich durchschnittlich rund 33 Minuten Fußweg in Kauf nehmen, um Wasser zu holen. Auf den Wegen seien sie häufig sexuellen Übergriffen ausgesetzt.

Bundesfrauenministerin Franziska Giffey will die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. "Dazu gehören einerseits flexible Arbeitszeiten, zum Beispiel vollzeitnahe Teilzeitstellen, Möglichkeiten zu mobiler Arbeit, wo es möglich ist, oder Informations- und Beratungsangebote", teilte Giffey am Freitag in Berlin mit. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hatte am Morgen mitgeteilt, dass 2018 in Deutschland 76 Prozent der Frauen im Alter von 20 bis 64 Jahren erwerbstätig waren. Damit liegt Deutschland auf Platz drei im EU-Vergleich. Giffey begrüßte das Ergebnis. "Das ist hoch erfreulich, aber es darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass fast die Hälfte dieser erwerbstätigen Frauen in Teilzeit arbeitet", so Giffey. Bei den Männern ist es nur knapp jeder elfte. Nach dem ersten Kind kehrten Frauen mehrheitlich in geringfügiger Teilzeit in die Arbeitswelt zurück, sagte die Ministerin. "Das ist nicht nur eine Frage des Willens, sondern insbesondere eine Frage der Vereinbarkeit", so Giffey. Beim EU-weiten Vergleich zu Frauen in Führungspositionen liegt Deutschland im unteren Mittelfeld. Etwa ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland sind der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge weiblich. Nur in Lettland sind Führungskräfte überwiegend Frauen (53 Prozent). Beim Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder liegt Deutschland im EU-weiten Vergleich laut Eurostat auf Platz drei - zusammen mit Belgien und Italien. 36 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder sind in Deutschland weiblich. Bei den höheren Führungskräften hingegen liegt Deutschland fast am Schluss der Skala der EU-Mitgliedstaaten. Nur 14 Prozent sind weiblich. (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)