Fair-teilen

Wenn eine Familie sich trennt, hat dies Folgen. Meist wachsen Kinder bei einem Elternteil auf und der andere Elternteil unterstützt überwiegend finanziell. Aber es gibt immer mehr Eltern, die ein egalitäreres Familienmodell trotz Trennung leben. Eltern sollten während der Beziehung und nach einer eventuellen Trennung möglichst frei entscheiden können, wie sie Erwerbstätigkeit und Betreuung der Kinder aufteilen.

Wenn beide Eltern mehr Betreuung übernehmen wollen, ist das im Sinne des Kindeswohls nur zu unterstützen. Jedes Paar muss den eigenen richtigen Weg finden, sich für ein für sie passendes Modell entscheiden und dann die entsprechenden Pflichten fair verteilen. Bisher ist hier das Unterhaltsrecht sehr undifferenziert. Auch wenn die barunterhaltspflichtige Person in erheblichem Umfang mitbetreut, ändert sich oft nichts am finanziellen Unterhalt. Da wäre es fair, wenn zusätzliche Betreuung auch zu einer Reduzierung des Barunterhalts führte. Es ist klar: Wir brauchen ein abgestuftes und gerechtes Unterhaltsrecht, dass die Betreuungsanteile der Eltern differenzierter berücksichtigt. Die Reform des Unterhaltsrecht trifft genau diesen Punkt. Es ist zu wünschen, dass diese Reform nun klappt – als Anerkennung für die kooperative Erziehung und Betreuung der Kinder. Dennoch ist auch Vorsicht geboten, denn es gibt Fallstricke. Wenn ein Elternteil weniger zahlt, bekommt der andere Elternteil auch weniger Geld. Fair wäre nicht, wenn sich durch die neue Regelung die Armutsgefährdung erhöht. Für das Kind muss genug Geld da sein. Die Kompensation durch Mehrarbeit ist nicht allerorten möglich, noch immer gibt es zu viele Betreuungsengpässe und Unvereinbarkeiten von Betreuung und Berufstätigkeit. Investiert werden sollte auch in Unterstützungsangebote für Familien, damit deren Lebensalltag gelingt und es gar nicht erst zu Überforderung und Trennung kommt.