Kinder und Jugendliche brauchen nach Worten der Grünen-Politikerin Kirsten Kappert-Gonther angesichts der coronabedingten Einschränkungen verstärkt psychologische und psychosoziale Unterstützung. Sie rechne mit einem wachsenden Bedarf von Psychotherapie sowie stationären kinder- und jugendpsychiatrischen Hilfeangeboten, sagte die Gesundheitsexpertin dem "Tagesspiegel" (Montag). Junge Menschen zwischen sechs und siebzehn Jahren hätten besonders unter der Pandemie gelitten.
Seelische Wunden zeigten sich "in ihrer Gänze oft erst, wenn die Belastungen nachlassen und wir aufatmen, weil uns die Welt wieder sicherer erscheint", sagte Kappert-Gonther, die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist. Dies möge "kontraintuitiv" erscheinen, aber es entspreche "dem, was wir aus der Forschung zu Traumafolgestörungen wissen". Zugleich sei die Seele "überraschend resilient", betonte die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag. Insofern müssten Betroffene nicht zwingend unter dauerhaften Folgen leiden.
Als Lehre aus der Pandemie forderte Kappert-Gonther, die Frage nach gesundheitlichen Nebenwirkungen politischer Entscheidungen deutlich stärker ins Zentrum zu rücken. "Ich bin der Auffassung, dass wir einen Gesundheitscheck für alle politischen Maßnahmen brauchen", erklärte sie: "Welche Auswirkungen haben sie für die körperliche und seelische Gesundheit, aber auch für die sozialen Entwicklungschancen einer Person?"
Daneben müsse der öffentliche Raum aufgewertet werden: "Wir brauchen viel mehr gute, sichere Begegnungsorte, an denen Kinder und Jugendliche sich autonom treffen können." Dies dürfe sich nicht auf Bushaltestellen beschränken, mahnte die Politikerin. (KNA)