Presseschau des Tages // 24.7.2019

· Presseschau

Der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU) sieht sein Zitat vom  "zerschnittenen Tischtuch" in Bezug auf das Verhältnis von katholischer Kirche und Grünen als "Geschichte" an. Er habe diesen Vergleich, den andere immer wieder brächten, 1986 gemacht und selbst seither nie mehr wiederholt, sagte Maier am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Anlass sei damals eine Pressekonferenz beim Katholikentag in Aachen gewesen. Auf die Frage eines Vatikan-Journalisten habe er einfach spontan in dieser Weise geantwortet.  Hintergrund war nach den Worten Maiers, dass die Grünen zu dieser Zeit die komplette Abschaffung des Abtreibungsparagrafen 218 im Strafgesetzbuch forderten. Der Vorsitzende der Deutschen  Bischofskonferenz, Kardinal Joseph Höffner, hatte sich dagegen heftig gewandt. Maier, damals Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), schloss sich an. In der Konsequenz wurden Vertreter der Grünen nicht zum Katholikentag eingeladen.  Über 30 Jahre später hätten sich beide Seiten einander angenähert, meint der Politikwissenschaftler. Unlängst gab es auch ein Spitzentreffen zwischen Bischofskonferenz und Partei. Für den Prozess gebe es verschiedene Gründe. "Unser Parteiensystem ist ein anderes geworden, neue Themen sind in den Vordergrund getreten, wie Ernährung, Wohnen, Umwelt- und Artenschutz oder das Zusammenleben verschiedener Kulturen." Daraus ergäben sich neue Konstellationen. Diese Entwicklung habe die Grünen, auch wenn es immer noch Differenzen gebe, mehr in die Mitte gebracht, außerdem hätten sie auch regieren gelernt. Als wesentlich dafür, dass inzwischen mehr Gemeinsamkeiten zwischen Kirche und Grüne entdeckt worden seien, bezeichnete der CSU-Politiker das "große Jahr der Migration 2015". Die Bundeskanzlerin sei aufseiten der Kirche gewesen, aber in den Unionsparteien habe sich damals eine Absetzbewegung entwickelt. "Da sind die Grünen und die in die Enge getriebene katholische Welt von Laien, Entwicklungs- und Flüchtlingshelfern einander näher gekommen." (Familienbund der Katholiken/Sascha Nicolai/KNA)